Englisch-Lk

Wir über ihn...und ein paar Gedanken dazu

Rein menschlich gesehen gab es große Einstimmigkeit: Herr Hartmann ist große Klasse. Aber in der Diskussion. um die Qualität seines Unterrichts gab es große Meinungsunterschiede, so dass sich eine einheitliche Bewertung als unmöglich erwies. Im Großen und Ganzen gibt es 2 Gruppen: Für die einen konnte man den Unterricht vergessen bzw. nicht als solchen bezeichnen. Unter anderem werfen sie Herrn Hartmann vor, dass er seinen Unterricht nicht auf Englisch hält, d.h. immer wieder ins Deutsche verfällt (weil offensichtlich bequemer), dass er die Fragen, die er stellt, oft gleich selbst beantwortet, dass sein Unterricht "langweilig" sei und dass man "nichts bei ihm gelernt" habe. Die Frage, ob sie nach dem schriftlichen Abitur das Gefühl gehabt hätten, dass sie schlecht darauf vorbereitet gewesen wären, beantworteten die allermeisten allerdings mit "Nein".

Man mag sich jetzt fragen, was dann am Unterricht wirklich so negativ war, wenn er für die Anforderungen in der, Abiklausur ausreichte. Nun, eins ist wohl gewiss, dass viele aus dem Kurs immens viel zu Hause und aus eigenem Antrieb auf das Abitur lernten. Die wenigsten davon aber zogen weitere außerunterrichtliche Materialien hinzu und auch die arbeiteten zum allergrößten Teil. mit dem von Herrn Hartmann zur Verfügung gestellten Material. Also wie jetzt? Zuwenig Material? Ziemlich treffend ist wohl die folgende Aussage: "Er hat genug Information gebracht, nur haben die meisten nicht gewusst, was sie damit anfangen sollten."

Ich glaube, man kann sogar noch weitergehen. Allgemein anerkannte Tatsache ist, dass es bei Herrn Hartmann locker zuging, mit Sicherheit sogar um einiges lockerer als in 90% der Grundkurse. Man fühlte sich zu keiner Zeit einem Leistungsdruck ausgesetzt, wie man ihn von einem Leistungskurs erwartete. Und das machte die Sache verdächtig. In den Gehirnen der gewissenhaften, fleißigen Schüler (das ist nicht abfällig gemeint!) baute sich das Szenario einer Abiturklausur, die man am Ende in den Sand setzen könnte, auf, resultierend aus dem ungewohnt lässigen und damit unheimlichen Unterrichtsstil. Dieses Risiko war untragbar, und so fingen sie in operativer Hektik an, zu Hause alles nach zu büffeln.. Das ist verständlich, genauso wie die Tatsache, dass der Schuldige am Opferlamm Freizeit, im Lehrer schnell gefunden ist. Verständlich, aber nicht gerecht. Allein die nüchtern betrachteten Zahlen und Fakten geben Herrn Hartmann recht. Und dass diese Art von Unterricht wesentlich angenehmer ist, wagt wohl niemand ernsthaft zu bezweifeln.

Stellvertretend für die andere Gruppe, die auf diese Weise die 2 Jahre Englisch-Lk positiv resümiert, soll hier der uns wohlbekannte wortjonglierende Mitschüler zitiert werden, der die Sache auf den (allerdings ziemlich langen ) Punkt bringt:

"Ein äußerst netter, sensibler Lehrer, der auf die Schüler eingehen kann, der in pädagogisch sinnvoller Weise seinen Unterricht aufbaut, der ein deutsch akzentuiertes Englisch spricht und grammatikalisch durchaus die Form zu wahren weiß. Ein an sich formvollendeter Englischlehrer, ein Mann, der durchaus meinem Naturell entspricht (er ist mindestens so faul wie ich, und, kurz gesagt, er war der beste Wurf meiner gesamten Schulkarriere. Ich möchte ihn in den höchsten Tönen hochleben lassen. Um's mal kurz zu fassen.“

Er über uns

Im Großen und Ganzen fand er uns gut, auch wenn mit der Motivation manchmal etwas schlecht bestellt war. Er hat kritisiert, dass es immer nur ein paar wenige und dann immer dieselben waren, die mitarbeiteten, und die anderen - besonders einige Mädchen nur still, drin saßen.

Zu unserer Entschuldigung führte er allerdings an, dass wir mit der Stundenverteilung Pech hatten (z.B. Dienstag nachmittags), was den Stoff an den Mann zu bringen, zusätzlich erschwerte. Für den Sturz der Arbeitsmoral ins Bodenlose in 13/2 hat er Verständnis, da jeder sicher mit seinen Gedanken viel weiter ist, als dass er sich noch auf die Schule konzentrieren könnte. Zitat: "Man schleppt sich eben so über die Zeit." Ihm wäre es lieber, wenn das schriftliche Abi erst im Februar wäre, damit bis zum mündlichen nicht so viel Leerlauf entsteht. Über seine Arbeitsmethoden sagte Herr Hartmann "dass er es anders als bei uns auch schon mit häufigen Hausaufgaben und -kontrollen versucht hat. Da dieses System keine messbaren Unterschiede in Punkto Lerneffekt erzielte, wurden wir zum Glück davon verschont.

Öfters einmal sozialkritische Gedanken in den Unterricht einfließen zu lassen, war ihm ein bewusstes Anliegen. Wenn die Welt um uns herum verrottet, ist es wichtig, dass man sich eine kritische Aufmerksamkeit aneignet und nicht alles, was von „oben“ kommt, als gut, richtig und gottgegeben ansieht." lautete seine Begründung. Er ist froh, dass einige aus dem Kurs in ähnlicher Weise denken und hofft, dass uns eine solche Einstellung im Leben weiterbringt. "Hoffentlich begreifen es die anderen auch noch“, meinte er mit einem Schmunzeln.

Englisch-LK 1989 am Ganberben-Gymnasium Künzelsau